Freitag, 3. März 2017

Calcium-Phosphor-Verhältnis

Calcium (CA) ist ein unverzichtbarer, strukturaufbauender Anteil eines jeden Knochens.
Das Mengenelement ist zudem an vielen biologischen Prozessen beteiligt, die von der Muskelkontraktion über die Blutgerinnung bis zur Hormonfreisetzung reichen. Wichtig ist Calcium auch bei der Erregungsleitung der Nerven.
 Grundsätzlich ist Kalzium ein Element, das in jeder Körperzelle vorkommt und für deren Funktionen und damit das Überleben jedes Organismus unverzichtbar ist.
Phosphor (P) wiederum ist, außer im Knochen, auch in Weichgeweben enthalten und stellt einen integralen Bestandteil des Energiestoffwechsel jeder Zelle dar. Zudem ist Phosphor ein bedeutender Baustein der Zellkerne, gerade von wachsenden Geweben.

Somit spielen Calcium und Phosphor eine entscheidende Rolle im Knochen- und Zahnaufbau und sind elementar wichtig für die Funktion des Körpers. Beides sind die wichtigsten Mineralstoffe im Hundeorganismus, um die Stabilität und die Funktion der Körperstrukturen aufrecht zu erhalten.

Aus diesem Grund kann ich es nicht verstehen, dass soviele Hundehalter, vor allem Welpen- und Junghundbesitzer einfach mal so zum rohen Futter greifen, ohne überhaupt zu wissen, welche Mengen ihr Hund (von was auch immer) benötigt. 

Es befinden sich 10 - 15g Calcium (98% davon im Skelett) und 5-8g Phosphor (80% davon im Skelett) im Hundekörper. Bei einer unzureichenden Zufütterung, oder gar völliger Nichtbeachtung, werden Wachstumsschwierigkeiten und Skeletterkrankungen in Kauf genommen. Ein Mangel führt unweigerlich zu Schäden am  Skelett und diese können später nicht mehr gesund gefüttert werden.

Weiterhin ist Calcium zuständig für die Zellwandstabilität, daneben unterstützt es die Blutgerinnung, ist wichtig für die Nerven und Muskeln, da es hier unterstützend für die Erregungsleitung ist und für die Muskelkontraktion.
Phosphor findet man auch im Weichgewebe, es ist für viele intermediäre Stoffwechselvorgänge ( = Zwischenstoffwechsel zwischen Auf- und Abbau körpereigener Stoffe ) wichtig, wie z.B. beim Fetttransport oder bei der Zellvermehrung.

Über die Futteraufnahme gelangen Calcium und Phosphor in die Blutbahn. Hier wird ein bestimmter Calciumspiegel vom Körper konstant gehalten. Dies regeln Hormone der Nebenschilddrüse ( = Parathormon ) und der Schilddrüse ( = Calcitonin ). Sinkt der Calciumspiegel im Blut, wird vom Körper sofort vemehrt Parathormon gebildet, welches den Calciumabbau aus dem Skelett fördert und damit den Calciumspiegel wieder auffüllt. Parathormon steigert auch die Aufnahme von Calcium über den Darm, durch Aktivierung von Vitamin D und ist auch in der Lage die Calciumausscheidung über die Niere einzuschränken.
Steigt der Calciumspiegel dagegen im Blut an, wird vermehrt Kalzitonin ausgeschüttet, welches die Einlagerung von Calcium in das Skelett fördert und somit den Calciumspiegel im Blut senkt. Dies zeigt uns auch, dass das Calcium der Knochen einem ständigen Auf- und Abbau unterliegt.

Beim Phosphor hingegen werden nicht solche genauen Kontrollmechanismen in Bewegung gesetzt. Der Körper ist aber in der Lage ungünstige Phosphorwerte durch verminderte Ausscheidung über die Niere und erhöhte Aufnahme auf einem Mindestwert zu halten. Phosphor wird, im Gegensatz zu Calcium welches nur gering über die Niere ausgeschieden wird, hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Dies geschieht aber nicht in Abhängigkeit von der Zufuhr, dadurch kann es zu einem erhöhten Phosphorwert im Harn kommen, was Nierenschäden und Harnstein zur Folge haben kann. Ein Überschuss an Phosphor kann die Aufnahme von Calcium beeinträchtigen. Da Phosphor in vielen Nahrungsmitteln im Überschuss vorhanden ist, muss darum Calcium ausreichend hinzugefügt werden.
Calcium und Phosphor sind für unseren Hund aus tierischem Gewebe besser nutzbar, als aus pflanzlichem Gewebe. In den meisten Fleischsorten ist beides enthalten, wobei es unterschiedliche Zusammensetzungen gibt und z.B. in den meisten Innereien der Phosphorgehalt entsprechend höher ist. Bei der Rohfütterung muss dies beachtet werden und die Calciumzufuhr in Form von Knochen, Eierschalenpulver oder Calciumcitrat zusätzlich gedeckt werden. Phosphor findet sich vor allen Dingen in Fleisch, Fisch, Knochen, Milchprodukten und Getreide.

Die ständigen Knochenauf- und abbauvorgänge halten sich im Erwachsenenalter die Waage. Beim heranwachsenden Hund aber muss darauf geachtet werden, dass die Calcium- und Phosphorversorgung ausreichend und im richtigen Verhältnis erfolgt. Bei unserem jungen Hund muss nämlich erst einmal die Mineralisierung der Knochen erfolgen, dies bedeutet das die zunächst knorpeligen Knochen, die nur über einen Knochenkern verfügen, durch Knochen "ersetzt" werden. Hierbei wird Calciumphosphat in Form von Kristallen in die Kollagenfasern des Knochens eingelagert und somit die Stützfestigkeit der Knochen mit der Zeit aufgebaut. Die Knochen werden dabei nicht nur grösser, sondern auch geformt, was bedeutet, dass auch Knochengewebe wieder abgetragen wird. Wenn man nun meint dem jungen Hund mit einem grossen Calciumangebot dabei zu unterstützen, ist dies grundverkehrt, weil natürlich auch dann das Calcitonin dafür sorgt, dass kein Abbau mehr stattfindet, weil ja der Calciumspiegel im Blut schon zu hoch ist. Dies führt dann zu Deformierungen, was man häufig an den Wachstumsfugen unserer Junghunde beobachten kann. Aber logischerweise ist auch eine Unterversorgung zu vermeiden, weil dann der Körper sofort Calcium aus dem Skelett herausholt, welches zu einem Abbau von Knochenzellen führt.

Also sowohl beim Erwachsenen, wie auch beim wachsenden Hund, sind unausgewogene Verhältnisse zu vermeiden, weil es sonst zu Störungen im Knochenauf- und abbau kommt.

Eine zu hohe Calciumversorgung vermindert u.a. auch die Aufnahme von Magnesium, Eisen, Phosphor, Kupfer und Zink aus dem Darm. Daraus ergeben sich dann weitere Erkrankungen wie Haarausfall, Blutarmut, schlechtere Wundheilung, auch Störungen im Immun- und im Nervensystem wurden dabei schon beobachtet.

Das Verhältnis Ca / P wird in der Literatur mit 1,3:1 für einen erwachsenen Hund beschrieben und reicht bis zu 2:1 bei Welpen und Junghunden.

Die Literatur spricht von einer täglichen Calciumaufnahme von 80mg pro kg Körpergewicht.
Allerdings benötigen kleinere Hunde einen höheren Wert als große Hunde und Welpen mehr, als erwachsene Hunde.

Wer den Bedarf für seinen Hund genau errechnet haben möchte Klickt auf diesen Link

Wie aber nun ausgleichen?
Wer seinen Hund roh füttert und regelmäßig mit ausreichend rohen fleischigen Knochen versorgt, muss sich hier keine Sorgen machen.
Es empfiehlt sich alle 2 Tage die notwendige Menge an Ca bzw. Knochen zu verfüttern. Den kompletten Wochenbedarf in einer Mahlzeit zu verfüttern, ist für den Verdauungstrakt zu viel. Der Körper zieht keinen Nutzen in der plötzlichen Aufnahme und scheidet das wertvolle Ca im Kot wieder aus (Knochenkot).

Sinnvoller ist es daher, die Tagesmenge an Calcium zu verfüttern, oder alle 2-3 Tage die Menge in einer Mahlzeit unterzubringen.

Wer keine fleischigen Knochen verfüttern kann, sollte zu Knochenmehl, anstatt zu Eierschalenpulver usw. greifen. Der tägliche Bedarf Ca des Hundes wird dann über das Knochenmehl gedeckt.