Zucht allgemein

  • Die erste Sünde
    Kleine Hunde zu klein und große Hunde zu groß zu züchten
  • Die zweite Sünde
    Hunde mit extremen Körpermaßen und Körperformen zu züchten wie z.B.: zu kurze Nasen, zu kurze Beine, zu lange Ohren, Hautfalten oder Pigmentierungsstörungen  
  • Die dritte Sünde
    Hunde miteinander zu verpaaren, die eng miteinander verwandt sind
  • Die vierte Sünde
    Hunde miteinander zu verpaaren bei denen gleiche genetische Belastungen bekannt oder zu vermuten sind.  
  • Die fünfte Sünde
    Viele Hündinnen an ein und denselben Championrüden zu verpaaren
  • Die sechste Sünde
    I
    n erster Linie auf den eigenen Hund zu schauen und die Population dahinter zu ignorieren
  • Die siebte Sünde
    Mehr auf Ausstellungserfolge zu achten als auf Gesundheit
  • Die achte Sünde
    Gesundheitsprobleme, die in der Rasse auftreten, zu ignorieren oder zu unterschätzen (bzw. schön zu reden)
  • Die neunte Sünde Gesundheitsprobleme, die in der eigenen Linie auftreten, zu verschweigen
  • Die zehnte Sünde
    Die eigenen Hunde durch die rosarote Brille zu betrachten, Hunde anderer Züchter hingegen überkritisch zu beurteilen
  • Die elfte Sünde
    Vorübergehenden Modeströmungen in der Interpretation des Rassestandards zu folgen statt auf langfristige und funktionell orientierte Zuchtziele zu setzen.
  • Die zwölfte Sünde
    Zu vergessen, dass der Hund von einem Beutejäger abstammt und daher zumindest grundsätzlich in der Lage sein sollte Beute zu jagen und zu fangen
  • Die dreizehnte Sünde
    Zu vergessen, dass Hunde Schmerz und Unbehagen empfinden, so wie wir Menschen auch, dass sie aber nicht immer in der Lage sind, diese Empfindungen entsprechend zu kommunizieren.
Quelle: http://sommerfeld-stur.at/suenden/

 

Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung bezeichnet. Bei unseren Hunden ist damit die geplante Verpaarung gemeint. Das Ziel soll sein, gesunde und im äußeren Erscheinungsbild, sowie Charakter / Eigenschaften dem Rasse-Standard möglichst nahe zu kommen. Dabei sollte der Züchter vorausschauende Überlegungen an die folgenden Generationen einfließen lassen. Soll heißen, ein Züchter denkt in Generationen und nicht nur an den aktuellen Wurf.

Für die Zuchtauswahl sind der Phänotyp (das Erscheinungsbild), der Erbwert (die Qualität der Ahnen und Verwandten), der Zuchtwert (die Beurteilung der Nachkommen) und der Verwandtschaftsgrad (Inzucht, Fremdzucht) zu beachten. Großer Wert soll auf Gesundheit, Charakter / Eigenschaften und Phänotyp gelegt werden. Am Besten auch in dieser Reihenfolge.


Inzestzucht
Darunter versteht man eine Verpaarung zwischen Verwandten 1. Grades, also zwischen Eltern und deren Kindern oder zwischen Vollgeschwister. In vielen Ländern ist diese Zuchttechnik von den Landesverbänden nicht erlaubt. Ein seriöser und verantwortungsvoller Züchter denkt noch nicht einmal daran. 


Inzucht
Unter Inzucht versteht man die Verpaarung von zwei Tieren, die näher miteinander verwandt sind, als zwei zufällig aus der Population herausgegriffene Tiere. Es handelt sich bei der Inzucht also keinesfalls um Inzestzucht (hier werden Verwandte ersten Grades, also Vater-Tochter o.ä. miteinander verpart).

Das Wort Inzucht hat erstmal einen negativen Beigeschmack. Dabei sollte man bedenken, dass Inzucht und Linienzucht die Entstehung der großen Vielfalt von Rassehunden erst möglich gemacht haben, indem die jeweils erwünschten (rassespezifischen) Genmutationen einiger weniger Ausgangstiere jeweils miteinander gedoppelt wurden, bis sie sich zum gewünschten Rassebild festigten. 

Inzucht stärkt und fördert also die Merkmalsausprägungen. Leider werden bei Inzuchtverpaarungen nicht nur verstärkt die erwünschten Merkmale hervorgebracht, sondern auch unerwünschte Merkmale wie Erbkrankheiten, die meist rezessiv vererbt werden, treten häufiger auf. Wird hierbei nicht auf eine strenge Selektion geachtet und nur mit gesunden Tieren weiter gezüchtet, kann eine Rasse mit einem relativ kleinen Zuchtstamm in kürzester Zeit „vor die Hunde“ gehen. 

Die Inzucht steigert den Anteil an homozygoten Genen (so genannten reinerbigen Genen). Das führt eben dazu, dass die Hunde immer einheitlicher werden. Die Kehrseite der Medaille ist: Wenn auf der einen Seite die reinerbigen Gene ansteigen, verschwinden auf der anderen Seite die anderen Gene – weil die Summe ja immer gleich bleibt. Oder vereinfacht: die genetische Vielfalt der Rasse sinkt, die Tiere haben weniger unterschiedliche Gene zur Verfügung. Auf der einen Seite werden die Hunde somit stabiler, auf der anderen Seite führt eine Verarmung der Gene immer auch zu einer höheren Empfindlichkeit gegenüber neuen, äußeren Einflüssen. Ganz banal und sehr vereinfacht kann man das mit Monokultur und Mischkultur erklären: Ein reiner Buchenwald sieht zwar einheitlich aus, ist in sich auch stabil, kann aber durch einen einzigen Schädling vollkommen zerstört werden, während ein Mischwald nur leichtere Schäden davontragen würde, die er im Verlaufe der Zeit auch selbst wieder reparieren kann.
 
Kritisch wird es, wenn der vorhandene Genpool zu sehr verkleinert wurde. Das führt zur sogenannten Inzucht-Depression, bei der u.a. die Fruchtbarkeit der Tiere nachlässt und es zu Kleinwüchsigkeit und Fehlentwicklungen kommen kann.

Inzucht bedeutet somit, dass die Zuchttiere enger miteinander verwandt sind, als der Durchschnitt der Rasse. Bei der Geschwisterverpaarung erreicht man dabei die höchste Reinerbigkeit, da hierbei durch die vorhandenen Gene (die ja bei beiden von denselben Eltern stammen) die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten am geringsten ist. Ebenfalls als enge Inzucht gelten Vater-Tochter bzw. Mutter-Sohn-Verpaarungen sowie Halbgeschwister-Verpaarungen (selber Vater oder selbe Mutter). 



Linienzucht
Überlegte und gut durchdachte Linienzucht mit einem dosierten Maß an Inzucht ist nötig um seine Zucht zu formen und ein eigenes Gesicht zu geben und sich einen gewünschten Typ, eine gewünschte Größe, einen gewünschten Charakter sowie sonstige Qualitäten und Gleichförmigkeit der eigenen Nachzucht durchzusetzen und immer wieder zu verbessern. Hierbei muß der Geno- sowie der Phänotyp stimmen.  Linienzucht heißt auch, die Blutlinie besonderer und natürlich absolut gesunder Vorfahren zu konzentrieren.

Man geht an eine Linienzucht nicht heran um Defekte aufzudecken, sondern um etwas zu festigen. Man macht keine Linienzucht oder gar Rückverpaarungen, wenn man den Verdacht hat es könnten Defekte in der Linie sein. 


Um die Vorteile der Inzucht zu nutzen, und dabei die Nachteile gering zu halten, wird heutzutage als abgemilderte Form vor allem die Linienzucht betrieben. Hier ist der Verwandtschaftsgrad entsprechend geringer (z.B. Großvater-Enkelin, Onkel-Nichte).

Eine übliche Vorgehensweise der Linienzucht ist es, bei der Hündin unter den Ahnen einen hervorragenden Vererber auszumachen (dieser zeichnet sich durch seine Nachfahren aus) und eine Verpaarung mit ihm oder einem seiner Nachkommen, der entfernter verwandt ist, vorzunehmen. Dieses Muster wiederholt sich dann bei den Nachkommen der Hündin. Die Qualitäten der Großeltern entscheiden mit über die Partnerwahl. Gleichzeitig werden bereits Vorüberlegungen über die züchterische Verwendung in der nächsten Generation getroffen.

Bei der Linienzucht wird immer wieder auf einen bestimmten Hund zurückgegriffen, der besonders erwünschte Merkmale aufweist. Nebenbei bemerkt: Fast alle heutigen Rassen gehen auf diese Art von Zucht zurück – fast alle Rassen besitzen einen „Urvater“ oder eine „Urmutter“, die immer wieder zur Zucht eingesetzt wurde. Gerade in der Gebrauchshundezucht (Arbeitshunde) hört man immer wieder von Linienzucht. 

Das Ziel ist grundsätzlich, die Qualitäten eines bestimmten Hundes in seinen Nachkommen genetisch so zu festigen, dass sie sicher weitervererbt werden. 

Eine Binsenweisheit, die viel zu selten berücksichtigt wird ist folgendes: Wenn ein Hund relativ eng gezüchtet ist, vererbt er voraussichtlich seine Eigenschaften stärker als ein genauso guter und schöner, der aus einer nach äußeren Merkmalen oder anderen Beweggründen geplanten Paarung stammt! 



Vorteile der Linienzucht:

Generell kann man sagen, dass Hunde aus Linienzucht eher das vererben, was sie auch äußerlich zeigen, und ihre Eigenschaften auch stärker vererben als Hunde aus einer Zucht nach äußeren Merkmalen mit dem Grundsatz der Nicht- Verwandtschaft. 
Da erstere stärker reinerbig sind, ist das nur logisch. Sie bringen also im Endeffekt weniger Überraschungen. Es ist eine bessere Lenkung der Zucht möglich.

Der Grund für eine Linienzucht kann nur der sein, dass der Züchter, wenn er so eine Paarung plant, genaue Kenntnis und großes Vertrauen in die Eigenschaften des Hundes hat, auf den er seine Linie aufbauen möchte. Dann wird ihm hoffentlich keine allzu böse Überraschung passieren, denn nur ein Hund, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine schweren Krankheiten vererbt, kann überhaupt als Ausgangstier für eine Linienzucht in Frage kommen. "Nebenbei" muß dieser Hund natürlich auch noch ein besonders guter Vertreter seiner Rasse sein. 

Fremdzucht / Outcrossing
Ist auch als "Outcross" bekannt. Dabei sind die Zuchtpartner weniger miteinander verwandt als der Durchschnitt der Rasse (in den letzten 4. Generationen gibt es keine gemeinsamen Ahnen). Dies führt zu einer vermehrten Mischerbigkeit und Veränderung des Erbgutes. Dies kann besonders bei der Linienzucht von Vorteil sein.

Outcrossing findet nur dann statt, wenn z.B. zu einer liniengezüchteten Hündin ein genetisch möglichst komplett fremder, selber aber auch in seiner Linie relativ eng gezüchteter Rüde, verpaart wird. Die Nachkommen aus dieser Paarung sind häufig besonders schöne, kräftige und gesunde Tiere (der berühmte Heterosiseffekt). Sie können zur "Auffrischung" (Ergänzung) der beiden Elternlinien, also zur Rückkreuzung in eine der beiden Ursprungslinien zurück sehr gut geeignet sein, sind aber voraussichtlich keine besonders starken Vererber, da sie einen sehr hohen, weit über dem Rassedurchschnitt liegenden Anteil an heterozygoten Genen besitzen und daher so etwas wie ein perfektionierter Mischling oder das perfekte Mittelmaß sind. Sie werden wahrscheinlich weniger einheitliche Welpen hervorbringen als andere Hunde.

Die Ausgangslinien müssen grundsätzlich möglichst getrennt weitergeführt werden, schon bei der Paarung zweier ausgekreuzter Hunde untereinander, mit verschiedenen Elternlinien, verliert sich dieser Effekt nahezu komplett! 

Im Unterschied zur Auskreuzung werden "normale" Mischlinge (auch "Mischlinge" innerhalb einer Rasse) aus keinen bestimmten Linien gezüchtet. Es tritt darum kein Heterosiseffekt auf, sie werden entgegen mancher Annahme nicht überdurchschnittlich gesund und rassetypisch.  

Inzuchtkoeffizient / Ahnenverlustkoeffizient
Inzuchtkoeffizient (IK) gibt an, um wie viel Prozent die Mischerbigkeit (Heterozygotie) abgenommen hat und die Reinerbigkeit (Homozygotie) eines Hundes gegenüber dem Rassedurchschnitt zugenommen hat. Der Inzuchtkoeffizient wird berechnet für Vorfahren, die väterlicherseits und mütterlicherseits in der Ahnentafel mindestens je einmal vorkommen. Wenn ein Hund nur bei einem der Eltern mehrmals vorkommt, besteht keine Inzucht, lediglich nur ein Elterntier wurde ingezüchtet.

Ahnenverlustkoeffizient (AVK) bezeichnet die Verringerung der tatsächlichen Anzahl der Ahnen. Eine Ahnentafel über 5 Generationen weist 62 mögliche (verschiedene) Ahnen aus. Wenn nur einer dieser 62 möglichen Ahnen zweifach auftaucht, hat der Hund tatsächlich nur 61 verschiedene Ahnen. Taucht ein Vorfahr dreimal auf, dann hat der Hund nur 60 verschiedene Vorfahren. Sind es hingegen drei Ahnen, die zweifach auftreten, so hat der Hund 59 verschiedene Ahnen.

Im Gegensatz zum Inzuchtkoeffizienten berücksichtigt der Ahnenverlustkoeffizient nicht, wie eng Vater- und Muttertier miteinander verwandt sind. Bei ingezüchteten, aber nicht eng miteinander verwandten Elterntieren kann dies dazu führen, dass der Nachwuchs einen hohen Ahnenverlust-, aber gleichzeitig einen niedrigen Inzuchtkoeffizienten aufweist.

IK und AVK liefern 2 verschiedene Informationen und der eine Koeffizient ist nicht durch den anderen zu ersetzen. Liegt der AVK bei 100%, dann taucht in der Generation kein Ahne mehrfach auf. Ein IK von 0% bedeutet, dass die Elterntiere keine gemeinsamen Ahnen in der Generation haben. Der IK- und AVK Wert ändert sich nach Anzahl der Generationen, die in die Berechnung miteingezogen werden.







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